Autophagie ist der natürliche Reinigungsprozess des Körpers. Alte oder beschädigte Zellen werden dabei in ihre Bestandteile zerlegt und als neues Zellmaterial verwendet.
Studien berichten über Wirkungen im Bereich Immunsystem, Anti-Aging und sogar in der Krebstherapie
In diesem Artikel beantworten wir folgende Fragen. Was ist Autophagie? Wie funktioniert der Prozess? Wie kannst Du die Autophagie aktivieren? Welche Nebenwirkungen und Risiken sind vorhanden?
1. Umfrage und Erfahrungswerte
Wir möchten gerne von dir erfahren, welche positiven Veränderungen du durch die Anregung der Autophagie in deinem Alltag festgestellt hast. Deine Erfahrungen helfen uns und anderen Lesern enorm!
2. Was ist Autophagie?
Autophagie ist der körpereigene Recyclingprozess.
Dabei werden beschädigte oder alte Zellen in ihre Bestandteile zerlegt und erneut verwendet. Somit ist der Körper in der Lage seine eigenen Zellen zu erneuern
Übersetzt aus dem altgriechischen bedeutet „Auto“ selbst und „phagy“ verzehren. Dementsprechend lautet die wörtliche Übersetzung „sich selbst verzehrend“. Bekannt wurde der körpereigene Recyclingprozess durch den Zellbiologen Yoshinori Ōsumi.
2016 hat er für seine Forschungen daran den Nobelpreis der Medizin gewonnen
Autophagie ist der körpereigene Recyclingprozess der Zellen. 2016 hat Yoshinori Ōsumi den Nobelpreis der Medizin dafür erhalten.
3. Wie funktioniert die Autophagie?
Der Köper schätzt seine Ressourcen und geht mit ihnen sehr sorgfältig um. Deshalb recycelt er defekte Zellbausteine und verwendet sie neu.
Das Zellrecycling findet in einer festen Schrittabfolge statt
- Der Körper gibt ein Signal an die Zelle, welches die Autophagie aktiviert.
- Anschließend wird die verbrauchte oder defekte Zelle von einer doppelschichtigen Membran umschlossen.
- Die umschlossene Zelle ist jetzt eine Zellorganelle (Autophagosom) und zum Abbau bereit.
- Nun verbindet sich die Zellorganelle mit den Verdauungsenzymen (Lysosom).
- Zum Schluss zerlegen die Verdauungsenzyme (Lysosom) die Zelle in ihre einzelnen Bestandteile.
Der Prozess der Autophagie findet in einer festen Reihenfolge statt und besteht aus 5 Schritten. Am Ende ist die Zelle in ihre Bestandteile zerlegt.
4. Gesundheitliche Vorteile
Forscher bringen Autophagie mit vielen gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung. Jedoch wurden die Studien oftmals nur im Reagenzglas durchgeführt.
Folgend sind wissenschaftlich fundierte Auswirkungen der Autophagie zusammengefasst.
4.1. Anti-Aging
Durch den Schutz des zellulären Gleichgewichtes im Körper ist die Autophagie entscheidend am Alterungsprozess und den damit verbundenen Krankheiten beteiligt
In Studien wurde die angeregte Autophagie als grundlegender Mechanismus für die Aufrechterhaltung des Herz-Kreislauf-Systems im Alter identifiziert
Durch die „Qualitätskontrolle“ der Zellen kann die Autophagie einigen Symptomen eines alternden Herzens entgegenwirken
In einer weiteren Studie wurde der kosmetische Effekt auf die Haut untersucht. Das Ergebnis war eine signifikante Zunahme der Hautelastizität nach 4 und 8 Wochen
Aufgrund der großen Bedeutung im Prozess der Zellreinigung wird angenommen, dass es den Alterungsprozess verlangsamen könnte
Durch das recyceln von alten Zellen kann sich die Autophagie positiv auf das biologische Alter auswirken.
4.2. Krebs
Die Autophagie nimmt mit zunehmendem Alter ab. Dadurch können sich Zellen vermehren, die nicht funktionieren oder Schaden anrichten. Das ist die Vorgehensweise von Krebszellen
Bei einer aktuellen Studie aus dem Jahr 2021 wurden 29 Krebspatienten ein Autophagie-Anreger (ABTL0812) in verschiedenen Dosierungen verabreicht. In vorläufigen Beobachtungen stellten die Forscher eine Antitumor-Wirksamkeit fest
Einerseits kann sie dazu beitragen, die Entwicklung der Krebszellen zu hemmen. Andererseits kann sie die Ausbreitung der Krebszellen verstärken. Das ist jeweils von dem Stadium des Tumors abhängig
Bis eine mögliche Therapieform mithilfe der Autophagie für Krebspatienten entsteht, sind weitere Studien erforderlich.
Die Autophagie kann in der Krebstherapie ein zweischneidiges Schwert. Bis eine potenzielle Therapieform entsteht, müssen noch mehr Studien durchgeführt werden.
4.3. Andere Vorteile
Ein wissenschaftlicher Artikel aus dem Jahr 2020 beschäftigt sich mit dem Schutz der Leberzellen durch Autophagie im Bezug auf Drogen- und Alkoholkonsum
Ebenso könnte sie bei einer Lebererkrankung, wie der Wilson-Krankheit, akuten Leberschäden oder Fettlebererkrankungen, eine wichtige Rolle spielen
Darüber hinaus gibt es vielversprechende Daten bei verschiedenen Erkrankungen des Nervensystems
Inzwischen gibt es sehr viele Studien zu den Auswirkungen der Autophagie auf Zellen.
Autophagie kann viele verschiedene positive Effekte auf den Körper haben.
5. Autophagie aktivieren
Generell findet im Körper immer der Prozess der Autophagie statt. Dennoch ist die Aktivität unter normalen Umständen nur gering.
Verschiedene Faktoren können allerdings dazu beitragen den Prozess anzuregen
Ein ausschlaggebender Faktor sind Stresssituationen für die Zellen. Hier ist zwischen positivem und negativem Stress zu unterschieden. Negativer Stress für die Zelle wir durch oxidativen Stress, Entzündungen, Infektionen oder einem niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut verursacht.
Diese Zustände sind nicht erstrebenswert und können bis zu dem Zelltod (Apoptose) führen
Darüber hinaus gibt es Heilpflanzen, die den negativen Stress im Körper ausgleichen. Diese Pflanzen werden Adaptogene genannt. Wir haben in dem Blogartikel "10 natürliche Helfer gegen Stress" die besten Adaptogene studienbasiert vorgestellt.
Autophagie findet im Körper immer statt. Jedoch können bspw. Stresssituationen für Zellen die Autophagie im Körper verstärken.
5.1. Intervallfasten
Forscher sind sich einig, dass bei einem konstant niedrigen Insulinspiegel (Zuckerspiegel) die Autophagie aktiver ist.
Durch den niedrigen Insulinspiegel bekommt der Körper das Signal, seine eigenen Energiereserven zu verbrauchen
Zunächst werden dabei die Glukosespeicher in den Muskeln und in der Leber mobilisiert. Anschließend wird Energie aus den Fettzellen geschöpft. Bleibt nun das Insulin im Blut weiterhin niedrig, werden alte und defekte Zellstrukturen in unserm Körper abgebaut und zu Nährstoffen umgewandelt
In folgendem Artikel sind die gängigsten Arten des Intervallfasten sowie deren Vor- und Nachteile:
Bei einem niedrigen Insulinspiegel ist die Autophagie im Körper aktiver. Deshalb kann durch Intervallfasten das Zellrecycling im Körper angeregt werden.
5.2. Bewegung
Bewegung ist eine gesunde Form von Stress für den Körper, ähnlich wie das Fasten.
Studien zeigen, dass Sport im Gehirn und in zahlreichen Organen, welche an der Stoffwechselregulierung beteiligt sind, die Autophagie anregt. Mäßige bis starke körperliche Betätigung sind für die Aktivierung von Vorteil. Abgesehen davon hat Sport eine positive Wirkung auf das Herz, die Stimmungsregulierung und Langlebigkeit
Eine weitere Studie zeigt, dass intensives und langes Training keinen Einfluss auf den körpereigenen Recyclingprozess hat. Vielmehr sind Anzeichen von Zellschäden zu beobachten, was zu einer Degeneration der Muskelfasern führt
Bewegung ist positiver Stress für den Körper. Abgesehen von den vielen positiven Eigenschaften konnte durch Bewegung eine erhöhte Autophagieaktivität beobachtet werden.
5.3. Spermidin
Spermidin ist ein natürlicher Stoff, der vom Körper selbst hergestellt wird.
Er ist dafür bekannt den Autophagieprozess im Körper anzuregen. Erstmals wurde Spermidin in männlichen Samen gefunden und erhielt deshalb seinen Namen
Bei Menschen mit zunehmendem Alter sinkt der Spermidinspiegel, da sich die körpereigene Spermidinherstellung verringert
Ebenso wurde in einer Langzeitstudie (20 Jahre) mit insgesamt 829 Teilnehmern ermittelt, dass spermidinreiche Ernährung mit einer erhöhten Lebenserwartung verbunden ist. Beobachtet wurde eine Verringerung des Sterblichkeitsrisikos, die mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 5,7 Jahren vergleichbar ist.
Während der gesamten Studie haben die Probanden keine hoch dosierten Spermidin-Präperate eingenommen
Die Autophagie wird durch Spermidin angeregt. Genügend Spermidin kann ganz leicht über die Nahrung aufgenommen werden. Hochdosierte Spermidin-Präperate sind nicht notwendig.
5.4. Ausgewählte Ernährung
Grundsätzlich gilt, dass die Basis für jeden gesunden Körper eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist. Stoffe wie Spermidin oder Resveratrol können die Autophagie zusätzlich anregen. Sie sind in vielen Nahrungsmitteln zu finden und müssen nicht hochdosiert supplementiert werdenNahrungsmittel mit Spermidin | Nahrungsmittel mit Resveratrol |
1. Sojabohnen (gekocht) | 1. Rotwein |
2. Grüne Erbsen | 2. Traubensaft |
3. Birnen | 3. Heidelbeeren |
4. Pilze | 4. Erdbeeren |
5. Kürbiskerne | 5. Erdnüsse |
6. Brokkoli | 6. Johannisbeeren |
7. Blumenkohl | 7. Cranberrys |
8. Käse |
Eine ausgewogene Ernährung sorgt dafür, dass genügend Spermidin sowie Resveratrol für die Stärkung der Autophagie vorhanden sind.
5.5. Erholsamer Schlaf
Eine erholsame Nachtruhe bietet optimale Voraussetzungen für die Autophagie.
Melatonin ist ein vom Körper hergestelltes Hormon und sorgt für einen guten und erholsamen Schlaf. Erholsamer Schlaf spielt aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften eine wesentliche Rolle bei der Regulierung der Autophagie, denn er schützt diese vor freien Radikalen
Für eine gute Schlafhygiene gibt es verschiedene Maßnahmen:
- Ein gleichmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
- Nachts die Augen gegenüber blauem Licht (eine Blaulichtbrille hilft) abschirmen
- Die Raumtemperatur im Schlafzimmer kühl halten (16° - 21° C)
- Das Zimmer weitgehend abdunkeln
Erholsamer Schlaf wirkt regulierend auf deinen Körper und ist essenziell für die körperliche und mentale Gesundheit. Auch die Autophagie profitiert von einer guten Nachruhe.
6. Nebenwirkungen und Risiken
Die Autophagie ist ein lebenswichtiger Prozess im Körper. Durch sie werden alte und defekte Zellbestandteile abgebaut und verwertet. Dennoch kann eine stark angeregte Autophagie auch negative Folgen haben.
Eine Studie hat gezeigt, dass sie Zellen im Herz abtöten könnte, was nachteilig für das Herz ist
Ebenso ist die Anregung bei Krebspatienten ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite kann sie die Krebszellen abtöten. Auf der anderen Seite kann sie die Ausbreitung der Krebszellen verstärken. Damit die Autophagie als Therapie für Krebspatienten möglich ist, sind weitere Forschungen notwendig
Fasten, Sport und ausgewogene Ernährung sind gute und sichere Wege die Autophagie anzuregen.
Den Autophagieprozess im Körper anzuregen ist sicher für den Menschen. Nebenwirkungen können auftreten, wenn z. B. eine übermäßige Einnahme an hoch dosierten Spermidin-Präperaten vorliegt.
7. Fazit
- Autophagie beschreibt einen natürlichen Reinigungsprozess des Körpers.
- 2016 hat Yoshinori Ōsumi den Nobelpreis der Medizin für seine Forschungen bezüglich der Autophagie erhalten.
- Bei Nährstoffmangel oder Stresssituationen wird die Autophagie im Körper aktiviert.
- Einige Studien berichten über eine positive Auswirkung auf den Alterungsprozess der Zellen.
- Durch Lebensmittel, Nahrungsergänzung, Sport, Fasten und Schlaf kann die Autophagie im Körper optimal unterstützt werden.
- Wann im Körper die Autophagie eintritt, konnte noch nicht genau festgestellt werden. Dennoch wurden einige fördernde und hemmende Umstände erkannt.
- Nebenwirkungen können bei einer stark angeregten Autophagie und bei Krebspatienten auftreten.